Der Behauptung des Bremer Neurologen Gerhard Roth Recht gebend, dassSprache primär dazu dient, sein eigenes Verhalten zu rechtfertigen,füllen auch Matthias Horx und seine Co-Autoren allzu viele Seiten mitLegitimierungen. Sie verteidigen ihre Zunft mit allen möglichenMitteln. Dabei wäre dies meiner Ansicht nach gar nicht in dieserEloquenz und Ausführlichkeit nötig. Es würde genügen, die Grenzen derZukunfts- und Trendforschung aufzuzeigen und dann mit dem Praxisteil zubelegen, dass die Branche durchaus zum Geschäftserfolg beitragen kann.Denn gerade die Fokussierung auf ganz konkrete Praxisinstrumente ist jadie Stärke dieses Buches. In einer seltenen Offenheit geben die Autorenihre Geheimnisse preis. Sogar als kopierbare Beilagen auf einer CD-ROM,im PowerPoint und pdf-Format. Möglich, dass hinter diesem Konzept dieErfahrung steht, Wissen allein bewirke ohnehin wenig. Es ist wie beiden Lebensratgebern, Bücher können zwar Einsichten vermitteln, aberkaum wesentliche Veränderungen im Verhalten. Matthias Horx baut alsodarauf, dass sich trotz Arbeitsmaterialien genügend Unternehmen an ihnund seine Mitstreiter wenden, die den Originalbeistand buchen möchten.
Es erstaunt mich wenig, dass viele Arbeitsmittel und Checklistenmodifizierte Formen altbekannter Marketinginstrumente sind. Dennschliesslich müssen auch Trendforscher zuerst Vergangenheit undGegenwart analysieren, den Blick für Künftiges zu klären. Und auch wennich nicht alle Schlüsse und Gewichtungen des Autorenteams teile, hatmir dieses Buch sehr gut gefallen. Das liegt nebst dem Ansatz und derOffenheit auch an der Auswahl und Fülle der Beispiele. Nicht alle sindneu, aber viele. Ausserdem wird Altbekanntes meist unter einem neuenBlickwinkel betrachtet.
Mein Fazit: Obwohl ich punkto Trendforschung auch durch dieses Buchnicht vom Saulus zum Paulus mutierte und sich die Zukunft komplexerSysteme nicht genau voraussagen lässt, empfehle ich dieses Buch gerneweiter. Weil die Autoren weniger dick auftragen als viele ihrerBerufskollegen, weil sie dem Leser Einblick in ihre Arbeitsweisen gebenund weil die Materialien auf der CD-ROM tatsächlich Mehrwert bieten.