
#53
Agenda
I Das Experteninterview –eine Einführung
Einordnung
Charakteristika
No No´s
Leitfaden
Durchführung
II Das Experteninterview –eine Kurzanleitung
III Literatur
Einordnung des Experteninterviews in die
empirische Sozialforschung
Qualitative Forschung
Teilstandardisiertes
Interview/Leitfadeninterview
Experteninterview
#56
Charakteristika eines Experteninterviews
Soziale Interaktion zwischen Interviewer und
Experten
Ziel der Erhebung sind konkrete Aussagen über
einen Gegenstand
besondere Form des Leitfadeninterviews
der Befragte interessiert rein in seiner Funktion als
Experte (Funktionskontext des Interviews)
Bezug auf einen klar definierten
Wirklichkeitsausschnitt
Mayer 2004, 36f u.
Mieg/Brunner2001, 4
#57
Das Experteninterview als soziale Interaktion
Mieg/Brunner2001, 5
Interessen
Wissen
Fachsprache
Probleme
Interessen
Wissen
Probleme
Funktionskontext
des Interviews
kompetent!
Laie?
Rolle
Der Experte
verfügt auf einem begrenzten Gebiet über klares
und abrufbares Wissen (strikte Bereichsabhängigkeit)
hat aufgrund von Training und langjähriger
Erfahrung („10-Jahres-Regel“) seine Wahrnehmungs-
und Handlungsfähigkeiten einem bestimmten
Problembereich angepasst
muss nicht notwendigerweise über persönliche
Generalfertigkeiten verfügen
Mayer 2004, 40 u.
Mieg/Brunner2001, 6
Der „gute“ Interviewer
ist in der Lage zu beobachten und zu
verstehen (Interesse am Menschen und
an der untersuchten Problematik)
muss psychisch belastbar sein (um bei
unangemessenen Reaktionen seine
Aufgabe verantwortungsvoll erledigen
zu können)
verfügt über hohe
Anpassungsfähigkeit
verfügt über hohen Grad an
Allgemeinbildung
hat sein eigenes verbales/nonverbales
Verhalten unter Kontrolle
ist selbstkritisch (Gefahr des
„Interviewer-Effektes“)
Bortz/Döring2002, 247f
Der Leitfaden
Das Experteninterview stellt in der Regel ein Leitfadeninterview
von offenem Fragentypus dar.
„Der Leitfaden schneidet die interessierenden Themen aus
dem Horizont möglicher Gesprächsthemen heraus und dient
dazu, das Interview auf diese Themen zu focussieren
(Meuser/Nagel1997, 488)“:
möglichst umfassende Berücksichtigung des zu
behandelnden Realitätsausschnittes
Gerüst für die Datenerhebung
gewisse Offenheit, genügend Spielraum (Themenkomplexe)
Hauptfragen und Detaillierungsfragen
Mayer 2004, 42f u. Bortz/Döring2002, 315
Die Durchführung des Experteninterviews
Terminvereinbarung –Erreichbarkeit („Gatekeeper“)
Begrüßung und Vorstellung, Anliegen, Dank für
Gesprächsbereitschaft, falls erwünscht Zusicherung von
Anonymität
Beginn des Interviews durch zuvor festgelegte Eröffnungsfragen
Neben Sachfragen auch instrumentelle Fragen zur
Überbrückung anfänglicher Kontakthemmnisse
Fragen zur Kräftigung des Selbstvertrauens, zur Belebung der
Erinnerung, zur Anregung der Phantasie, zum Aufbau von
Spannung, zum Abbau konventioneller Schranken
Bemühen um eine entspannte, aufgabenorientierte
Gesprächsatmosphäre (weder überbetonte Sachlichkeit, noch allzu
herzliche Intimität)
Aufzeichnung des Interviews (mittels Tonband)
Abschluss durch allgemein gehaltene Fragen, evtl. Abbau von
Spannungen, freundliche Verabschiedung
Bortz/Döring2002, 251ff
No No´s
Folgende Fälle stellen kein Expertengespräch im
e. S. dar:
Gegebenes Sachproblem, bekannter Experte –Problem
passt nicht zum spezifischen Wissen dieses Experten
Durchgeführtes Expertengespräch –zusätzliche Frage
anderen Bereichs –unzulässige Generalisierung vom
Spezialwissen des Experten auf andere Wissensbereiche
unvorbereitetes Gespräch –Bezeichnung als
Experteninterview im Nachhinein –mangelnde Objektivität
Mieg/Brunner2001, 7
1. Von der leitenden Forschungsfrage zu
den Hypothesen
Das interessierende Themengebiet
Was weiß ich darüber?
Was will ich fragen?
Wie genau?
- Vorstrukturierung des Themas
- Entwurf der Fragestellung (Leitende Forschungsfrage?)
- Formulierung von Hypothesen
(persönliche Erwartungen/wahrscheinliche Antworten)
Mieg/Brunner2001, 10
2. Die Expertin/Der Experte
Warum frage ich genau sie/ihn? (Funktion,
Status, Erfahrung, Leistung)
- Ist er Experte für meine Fragestellung?
-Anschreiben und Anruf (Ziel und Inhalt meiner
Forschung darlegen Transparenz)
-Akzeptiert der Experte die Rolle als Experte?
-Betriebskontext des Experten berücksichtigen
Mieg/Brunner2001, 10
3. Vom Leitfaden zur Planung der
Datenerhebung
Konstruktion des Leitfadens
Einteilung: Einstiegsfragen; Fragenblöcke zu Themen &
Unterthemen; Ausstieg + Dank
Überlegung möglicher Antworten; falls Antwort eindeutig
Neue Frage; Berücksichtigung des Funktionskontexts;
keine (tiefen-)psychologischenFragen; direkte und klare
Fragen
Vortest
Vorinformation –z.B. E-Mail mit Fragenauswahl;
Terminvereinbarung
Befragungssituation bedenken; Festlegung
Gesprächsdauer
Mieg/Brunner2001, 10
4. Durchführung und Datenerfassung
Protokollierung
Tonband-und Handprotokoll (inkl. Zeit, Ort,
Teilnehmer)
Notizen wichtiger Beobachtungen
Störungen; neue Fragen
5. Auswertung
Fragebezogene Auswertung (muss nicht 1:1
sein, ev. Zitate verwenden)
Antworten auf Hypothesen
Antworten auf die leitende Forschungsfrage
Antworten, die das Thema in neuer Struktur
erscheinen lassen (Theoriebildung)
Mieg/Brunner2001, 10
6. Veröffentlichung
Anonymität von Befragten?
-gegebenenfalls Autorisierung von
Zitaten
Mieg/Brunner2001, 10
Literatur
Bogner, A./ Littig, B./ Menz, W. (2006): Das Experteninterview.
2. Auflage, Wiesbaden: VS Verlag
Bortz, Jürgen/Döring, Nicola (2002):
Forschungsmethoden und Evaluation für Human-und
Sozialwissenschaftler. 3. Auflage, Berlin/Heidelberg/New
York: Springer
Mayer, Horst O. (2004): Interview und schriftliche Befragung. 2.
Auflage, München/Wien: Oldenbourg.
Mieg, Harald A./Brunner, Beat (2001): Experteninterviews (MUB
WorkingPaper), ETH Zürich. Online im Internet:
http://www.mub.umnw.ethz.ch/mub_publications/experteninter
view.pdf(Stand: 2001; Abfrage: 08.03.2006; [MEZ] 11:43 Uhr).
Rolle